1. Krefeld

Die Kulthand aus Krefelds Schlamm

Die Kulthand aus Krefelds Schlamm

Ausflugtipp für Daheimgebliebene: das Ruhrmuseum Essen zeigt Artefakte aus Krefeld.

Zwei Finger und der Daumen halten einen Globus, auf dem ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen hockt. Eine Schlange windet sich um die Hand. Die etwa 26 Zentimeter hohe bronzene „Kulthand für Jupiter Dolichenus“ hat die zwei Jahrtausende im Rheinschlick bei Krefeld-Gellep erstaunlich gut überstanden.

Das beeindruckende Exponat ist eines von etwa 80 Artefakten aus dem archäologischen Bestand des Museums Burg Linn, die nun in der Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr“ im Essener Ruhr-Museum in der Zeche Zollverein gezeigt werden.

Dort wird die historische Entwicklung vom dritten bis zum elften Jahrhundert in der Grenzregion zwischen Römern, Germanen, Franken und Sachsen in fünf Kapiteln präsentiert.

Die annähernd lebensgroße „Kulthand für Jupiter Dolichenus“ wurde in einem Stück gegossen. Sie stammt aus der Zeit zwischen dem Ende des zweiten und dem Anfang des drittes Jahrhunderts. Am Unterarmansatz befindet sich ein Schaft für einen Stab, ein Zepter oder eine Standarte. „Wie sich der Kultritus vollzog, ist unbekannt. Vielleicht hat ein Priester die Kulthand auf einem Holzstab getragen“, sagt Dr. Christoph Reichmann, Leiter des Museums Burg Linn.

Die Kulthand kam erst vor gut sechs Jahren in die Archäologische Sammlung nach Krefeld, obwohl diese aus Gellep stammt: Während der Ausschachtungsarbeiten in den 1970er-Jahren im Krefelder Hafen blieb den Stadtarchäologen kaum Zeit, die freigelegten römisch-fränkischen Hafen- und Kastellfunde zu dokumentieren und zu sichern. Vieles gelangte damals in den Besitz von „Schatzsuchern“, darunter auch die Kulthand. Ein niederrheinischer Sammler erwarb sie später. Dessen Nachlass wurde dann an das Rheinische Landesmuseum Bonn verkauft. „Er hat jedoch testamentarisch verfügt, dass die Kulthand als Erbe an uns geht“, sagt Reichmann. In der Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet“ im Ruhr-Museum ist die „Kulthand für Jupiter Dolichenus“ sicherlich eine der bemerkenswertesten Leihgaben.

Die Einbindung und Präsentation der zahlreichen Artefakte aus dem Museum Burg Linn in der Schau unterstreicht die Bedeutung der Krefelder Archäologischen Sammlung. „Wir sind fast in jeder Abteilung vertreten“, berichtet Reichmann.

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Zu den aktuellen Leihgaben aus dem ersten bis siebten Jahrhundert für die Essener Ausstellung gehören unter anderem römische Münzen und Gläser, ein römisches Brettspiel, die Krefelder Fibeln sowie Schwerter und andere Waffen. Insgesamt werden über 800, zum Teil noch nie ausgestellte kulturhistorische Schätze, archäologische Funde und kostbare Handschriften aus der Region von über 70 Leihgebern gezeigt.

Der Hinweis „Fundort Krefeld-Gellep“ findet sich auf den Exponatsschildern übrigens weitaus mehr als 80-mal, da das Ruhr-Museum selbst über Fundstücke aus dem römisch-fränkischen Areal verfügt.

Die Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr“ im Ruhr-Museum in Essen dauert bis zum 23. August. Zur Ausstellung ist ein rund 400-seitiger Katalog (29,90 Euro) erschienen, in dem auch zahlreiche Krefelder Exponate abgebildet und beschrieben sind. Weitere Informationen stehen unter

www.ruhrmuseum.de

(City Anzeigenblatt Krefeld II)