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Krefeld: Spielen wir doch Operette

Krefeld : Spielen wir doch Operette

Die eigens für Krefeld geschriebene Operettenrevue "Wär´ nur die Sehnsucht nicht so groß" feierte am Samstag in Fabrik Heeder Premiere.

Das scheint ja mal eine ganz klassische Operettenaufführung zu sein: schwungvolle Melodien, farbige Kostüme, ein plastisches Bühnenbild mit reichlich Türen für Auf- und Abgänge. Überdies eine witzige Geschichte, die Überraschungen bereit hält.

"Wär nur die Sehnsucht nicht so groß" ist eine wahre Freude für den traditionell orientierten Operettenfreund. Ein rundes Ganzes.

Das ist erstaunlich, denn die Arien sind in Wahrheit aus unterschiedlichen Operetten verschiedener Komponisten zusammengestellt. Das merkt der unbedarfte Zuhörer gar nicht, weil Regisseur und Autor Carsten Süss seine neu erfundene Geschichte den Musikstücken perfekt angepasst hat.

Auch die Geschichte selbst um Liebes- und Identitätswirren hat einen doppelten Boden. Harmlos wirkt sie nur auf den ersten Blick. Doch spielt sie im Milieu jüdischer Emigranten der 60er Jahre vor dem bekannten zeitgeschichtlichen Hintergrund. Während der Nazi-Zeit wurden die Operetten jüdischer Komponisten von den Spielplänen gestrichen. Die in Fabrik Heeder aufgeführte Revue ist eine Hommage an die einst verfemten Tonsetzer.

Und ruft tolle Melodien in Erinnerung, die nicht mehr häufig aufgeführt werden: so gibt es z.B. ein Wiederhören mit dem schmissigen "Ungarland" aus "Victoria und ihr Husar" von Paul Abraham.

Für die Musikbegleitung sorgen sechs Musiker der Niederrheinischen Sinfoniker. Sie sind neben der Bühne frei im Parkett platziert. Das entfaltet durch die Nähe zum Publikum seinen eigenen Charme.

Auf der comicartig grellen Drehbühne spielen und singen die bekannten Künstler des Krefelder Musiktheaters: Debra Hays als ängstlich besorgte Mutter, Matthias Wippich als ihr extravaganter Sohn, Janet Bartolova als mannstolle Nachbarin. Erfreulich, dass auch die Nachwuchskünstler des Opernstudios Niederrhein ihre Chance bekommen - und sie nutzen.

Fazit: ein buchstäblich bunter Abend, der herrlich unterhält.

Weitere Aufführungen: 3., 5., 14., 28. Juni. Beginn: 20 Uhr. Karten an der Theaterkasse, Tel.. 02151/805125.

(StadtSpiegel)