1. Krefeld

Schauspieler als Vorleser

Schauspieler als Vorleser

Auch in der Seidenstadt wurde der Deutsche Vorlesetag begangen. Im Niederrheinischen Literaturhaus an der Gutenbergstraße las der Schauspieler Matthias Oelrich vom Krefelder Stadttheater

Über 100.000 Literaturfreunde haben in ganz Deutschland einem Publikum aus ihren Lieblingswerken vorgelesen. Selbst ein nüchterner Mann der Zahlen wie Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte zum Buch gegriffen und las einer Berliner Schulklasse daraus vor. Die Initiative ging von der bundesdeutschen Stiftung Lesen aus. Im Niederrheinischen Literaturhaus an der Gutenbergstraße nahm der Schauspieler Matthias Oelrich vom Krefelder Stadttheater am Lesetisch Platz. Der kleine Saal wurde nicht voll, war aber gut besetzt. Gastgeberin Michaela Plattenteich, Vorsitzende des Vereins Literatur in Krefeld, weckte freudige Spannung auf die “Wundertüte”, die Oelrich öffnen würde. Denn die ausgewählten Texte blieben bis zur Stunde geheim. Sein Beitrag bildete übrigens die erste Veranstaltung des neu gegründeten Vereins, der aus dem bisherigen Otto-Brües-Freundeskreis hervorgegangen ist.

Oelrich überraschte sein Publikum mit der Ankündigung, sich auf einen Schriftsteller zu beschränken. Dieser war Erich Kästner, bestens bekannt als Autor berühmter Kinderbücher wie „Das fliegende Klassenzimmer” oder “Das doppelte Lottchen”. Der Vorleser stellte aber eine andere, weniger bekannte Seite Kästners vor: den scharfen Beobachter und Feind der Nazi-Herrschaft. Kästner gehörte nach dem Machtantritt Hitlers zu den verfemten Autoren. In einem Text schildert er, wie er beklommen, aber auch neugierig der öffentlichen Verbrennung seiner Bücher beiwohnte.

Anders als viele seiner Freunde verließ Kästner die Heimat aber nicht, sondern verdingte sich unter Pseudonym als Drehbuchautor beim Film. So war er am Manuskript zum legendären Münchhausen-Film mit Hans Albers in der Titelrolle beteiligt.

Einen schauspielerischen Ausdruck verlieh Oelrich seinem Vortrag nicht. Sein mimisches Talent stellte der Schauspieler hintan und beschränkte sich ganz auf die Rolle des Tages: die des Vorlesers.

Wie üblich im Niederrheinischen Literaturhaus bestand nach der Veranstaltung Gelegenheit zum Gespräch bei einem Glas Wein.

www.literatur-in-krefeld.de

(City Anzeigenblatt Krefeld II)