1. Krefeld

Raus aus der „Opfer-Rolle“

Raus aus der „Opfer-Rolle“

Schikane, Benachteiligung und Ausgrenzung: Mobbing im Beruf ist ein weit verbreitetes Phänomen. Hilfe für Betroffene bietet das „Mobbing-Kontakt-Telefon“ der Telefonseelsorge.

Krefeld / Kreis Viersen.

Es war immer so und wird auch vermutlich immer so bleiben: Bevor man zum Hörer greift und bei einer Beratungsstelle anruft, muss die Not schon sehr groß sein. Dabei wäre genau das Gegenteil richtig: „Leider melden sich viele Mobbing-Geschädigte erst dann bei uns, wenn es eigentlich schon zu spät ist, wenn sich die Situation so hochgeschaukelt hat, dass möglicherweise nur noch die Kündigung als allerletzter Schritt bleibt“, sagt Ruth Hochgürtel.

Die Juristin bildet Mobbing-Berater aus und weiß ganz genau, wie schnell eine Situation am Arbeitsplatz außer Kontrolle geraten kann. Da gehen Akten „verloren“ oder werden manipuliert, um einem Kollegen zu schaden. Ständige Kritik, das gezielte Streuen von Gerüchten, Isolation, sexuelle Belästigung bis hin zu Drohungen oder toten Tieren in der Schreibtischschublade – Mobbing kann viele Gesichter haben. Die Folgen sind oft körperliche und seelische Erkrankungen.

Damit es nicht so weit komme, sei frühzeitiges Reagieren wichtig, betont Ruth Hochgürtel. Dabei legen die Berater besonders großen Wert darauf, dass sich die Betroffenen selbst nicht als „Mobbing-Opfer“ abstempeln: „Wer als Opfer in ein Gespräch mit dem Vorgesetzten geht, hat immer schlechte Karten.“ Stattdessen gelte es, die eigene Handlungsfähigkeit wieder herzustellen, Abstand zu gewinnen, Beratung in Anspruch zu nehmen, eventuell auch juristische Schritte einzuleiten. Manchmal genüge es schon, wenn sich Betroffene eine Zeit lang krankschreiben lassen, so Ruth Hochgürtel: „Aber diese Zeit sollte man unbedingt nutzen, um sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, sich Hilfe von Dritten zu holen und gestärkt und mit einem Plan in der Tasche an den Arbeitsplatz zurückzukehren.“

(StadtSpiegel)