1. Krefeld

NS-Ausstellung: Zeitgemäß überarbeitet

NS-Ausstellung: Zeitgemäß überarbeitet

Das NS-Dokumentationszentrum hat seine Ausstellung in der Villa Merländer komplett überarbeitet. Jetzt ist sie moderner und „zum Mitmachen“.

„Ein Schreiner hat die Vitrinen nach dem Vorbild eines Schreibtisches aus der Villa Merländer gefertigt“, zieht Dr. Ingrid Schupetta die Schublade auf. Diese hat die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle mit einer brisanten Postkarte bestückt: die anonyme Denunziation eines Krefelder Mitbürgers an die Geheimpolizei Gestapo im Jahre 1938. Die neuen Vitrinen im Sekretär-Format markieren den Grundgedanken der Dauerausstellung „Krefeld und der Nationalsozialismus“: die Besucher sollen selber stöbern, entdecken und „Mitmachen“ können. Unter Glas zeigen die Vitrinen Dokumente zu einem bestimmten Thema. Wer sich weiter informieren möchte, zieht die Schubladen auf und findet darin zusätzliches Material. „Die Schubladen schützen die Exponate vor Lichteinfall“, nennt Dr. Schupetta den ganz praktischen Grund ihrer Einrichtung.

Durch vier Themenräume kann der Besucher wandeln: „Machtergreifung“, „Alltag im Nationalsozialismus“, „Judenverfolgung“ und „Krefeld im Krieg.“ Im Keller schließt sich noch ein original eingerichteter Luftschutzraum aus dem Krieg an.

Die Info-Tafeln an der Wänden der Räume sind ebenfalls erneuert. Sie wurden erkennbar mit dem Computer gestaltet und geben den einzelnen Originalfotos Rahmen im Stil der Zeit. Dadurch verstärken sie den emotionalen Eindruck.

Die gefühlsmäßige Nähe zu den Ausstellungsstücken soll im kommenden Jahr noch weiter intensiviert werden. So plant Dr. Schupetta den Einsatz von Musikstücken der 30er Jahre oder auch die Simulation einer Denunzierung am Hörer des Gestapotelefons, gesprochen von Schauspielern.

Aber auch jetzt bereits besticht die Ausstellung durch die Hochwertigkeit der Originalexponate. Das alte Radio „Volksempfänger“ ist ebenso ausgestellt wie eine Vielzahl von Briefen, Pässen, Postkarten, Schulbücher, Fotos und sonstigen Utensilien aus dem „Dritten Reich.“ Die Original-Texte anzulesen, bereitet beklemmendes Schaudern. Zu wahnwitzig sind die Inhalte; wenn beispielsweise die Deportation eines bestimmten Bürgers „empfohlen“ wird, um einem Rechtsstreit, in den er verwickelt ist, auszuweichen.

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Die überarbeitete Ausstellung wird am Donnerstag um 17 Uhr eröffnet. Dazu sind alle Interessierten willkommen. Am Sonntag hat die Öffentlichkeit ab 11 Uhr Gelegenheit, die Räume zu besichtigen (Villa Merländer, Friedrich-Ebert-Straße 42).

(StadtSpiegel)