1. Krefeld

Nonstop-Konzert, 24 Stunden

Nonstop-Konzert, 24 Stunden

Auf den ersten Blick scheint die Idee skurril. Befasst man sich aber näher mit dem ungewöhnlichen Vorhaben, erschließt sich ein Highlight, wie es Krefeld noch nicht erlebt hat.

„Wir spielen 24 Stunden hindurch dasselbe Stück am Piano“, lacht Michael van Krücker und freut sich über die Überraschung im Gesicht seines Gegenübers. Der Krefelder Pianist hat namhafte Kollegen aus Deutschland und Österreich in seine Heimatstadt eingeladen. Sie spielen abwechselnd das kurze Stück „Vexations“ des französischen Komponisten Erik Satie (1866-1925). „Wir spielen es genau 840 Mal“, dreht van Krücker das Überraschungsmoment noch einen Grad weiter. Damit die Zahl auch genau eingehalten wird, stellt er einen Stapel von 840 Notenblättern auf der einen Seite des Flügels auf. Jeder Pianist, der „Vexations“ einmal durchgespielt hat, legt das Notenblatt auf die andere Seite und nimmt sich ein neues. Gespielt wird die ganze Nacht hindurch - immer dasselbe Stück. Das ist keine Marotte einer Künstlernatur, sondern Absicht: „Vexations“ heißt übersetzt nämlich „Quälerei, Plage“. Komponist Satie, ein Vertreter der „Neuen Musk“, wollte damit gegen seine Lehrer im Konservatorium protestieren.

Wie man sich denken kann, wird das merkwürdige Wiederholstück nur sehr selten aufgeführt. Michael van Krücker jedoch hat ein Faible für selten gespielte Stücke. Der Krefelder Musiker ist ein weltweit gefragter Klaviervirtuose. Konzerte führten ihn schon nach Belgien, Italien, Polen, Skandinavien und sogar in die USA, nach Südamerika und Asien. Sein Markenzeichen: „Ich spiele gern Komponisten, die weniger bekannt sind und außerhalb des Üblichen liegen“. Sein Hauptgebiet ist die Romantik des 19. Jahrhunderts, aber eben nicht die „Stars“ Schumann und Schubert, sondern „die Unbekannteren“.

Sein gutes Dutzend Gäste in Krefeld hingegen haben bekannte Namen: Tobias Koch ist dabei, der Schumann-Experte; Gottlieb Wallisch, Klavierprofessor aus Genf; und auch Udo Falkner, von der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule. Sie alle wollten sich „die Verrücktheit“ in der Seidenstadt nicht entgehen lassen.

Anlass ist der „Tag der Galerie“ am 21. September. Van Krücker wird einen Flügel von 1906 in der Galerie der Villa Goecke an der Tiergartenstraße aufstellen. Und zwar bereits am Vorabend, dem 20. September um 19 Uhr. Dann geht es los. Nonstop die ganze Nacht - durch bis am nächsten Tag, 21. September, 19 Uhr. Die Besucher können kommen und gehen, wann sie mögen, tagsüber oder nachts; sich die Bilder anschauen und zugleich den Pianisten lauschen. Wenn das kein „Event“ ist ...

(StadtSpiegel)