Interview mit dem Leiter des Fachbereichs Marketing und Stadtentwicklung, Uli Cloos: "Krefelder DNA kann sich sehen lassen"

Cloos Gegen die Studie gibt es nichts einzuwenden, sie ist leider nur einseitig auf die Übernachtungen ausgerichtet, es fehlen also die Tagestouristen. Und zweitens sind die daraus abgeleiteten Schlüsse teilweise nicht nachvollziehbar. Im ersten Jahr nach dem Ausstieg der Stadt beim Niederrhein Tourismus wuchs z.B. die Zahl der Übernachtungen um 12,2 Prozent. Es verzerrt also das Bild, nur die sieben Prozent an der Gesamtzahl der Übernachtungen am Niederrhein negativ hervorzuheben ohne auf die Entwicklung einzugehen.

Krefeld hat ein breites Kulturangebot sowie viele schöne Parks und Grünflächen. Werden diese Pluspunkte seitens des Stadtmarketings ausreichend beworben?

Cloos Ja, und zwar immer mehr. Wir sind auf vielen Tourismusmessen - von Berlin bis Essen - vertreten und wuchern dort gemeinsam mit Krefelder Standpartnern wie dem Zoo mit unseren Pfunden. Wir haben exzellente Broschüren, in denen die Vorzüge unserer Stadt herausgearbeitet werden. Wir sind da sehr aktiv.

Und wie sieht es mit der Wahrnehmung der Krefelder aus?

Cloos Wir versuchen mit zahlreichen Aktionen, wie beispielsweise dem "Perspektivwechsel", die Bürger in die Marketingzusammenhänge noch stärker einzubinden. Dann sind wir dabei, an vielen Stellen in Krefeld sogenannte Krefeld-Info-Points einzurichten. Neben dem SWK Service-Center im Hansa-Haus, sind wir schon mit dem Haus der Seidenkultur einig und wir planen solche Punkte für die Mediothek, die Hotels, in den Stadtteilen aber auch zum Beispiel im Medienzentrum am Ostwall. Die Resonanz, vor allem auf unsere neuen Broschüren, ist sehr positiv. Klar ist aber auch, dass wir noch nicht jeden Krefelder erreicht haben. Deshalb müssen wir weiter am Ball bleiben. Die Krefelder DNA kann sich sehen lassen. Und das beste Marketingmittel ist, wenn die Bürger dies auch nach Außen transportieren.

Wie wichtig ist die Nähe zur Messe Düsseldorf für die Stadt?

Cloos Krefeld spielt nicht in der A-Liga der deutschen Tourismus-Destinationen. Aber wir arbeiten gemeinsam mit den Hoteliers und Touristikern daran, ein eigenes Profil zu schaffen und Pakete zu schnüren, die Menschen nach Krefeld bringt. Und wenn der Messe-Besucher in seinem Hotel eine Broschüre von uns findet und so sein Appetit auf Krefeld geweckt wird, ist alles gut.

Wie wichtig ist es, Events in der Innenstadt zu veranstalten?

Cloos Events alleine reichen nicht, um Besucher in die Stadt zu ziehen. Dafür muss eine Grundattraktivität geschaffen werden, die das ganze Jahr anhält. Natürlich können wir uns nicht mit Metropolen wie Hamburg, Berlin oder München messen, aber Krefeld hat eine Menge zu bieten. Diese Nische können und wollen wir ausfüllen.

Zum Beispiel?

Cloos Die Bereiche Kultur,
Architektur und Design sind maßgeblich und werden von uns auch crossmedial hervorgehoben. Mies van der Rohe und eine national bis international anerkannte Arbeit unserer Kunstmuseen sind nur zwei Beispiele dafür, wie attraktiv Krefeld ist. Auch der Sport spielt eine wichtige Rolle.

Ist der Slogan "Stadt wie Samt und Seite" noch zeitgemäß?

Cloos Ja, ganz klar! Erstens handelt sich hierbei nicht um einen beliebigen Spruch, und er vermittelt sehr glaubwürdig, welche ungeheuren Entwicklungen dank der textilen Industriegeschichte in Krefeld möglich waren und sind. Er zeigt ,dass sich Krefelder immer schon Dinge zutrauten, die woanders nicht für möglich gehalten wurden.

Mit welchen Argumenten würden Sie einem Hamburger oder Berliner einen mehrtägigen Krefeld-Aufenthalt schmackhaft machen?

Cloos Ich würde Ihnen davon berichten, wie liebenswert diese mittlere Großstadt ist, in der sie alles auf einer überschaubaren Fläche — ohne die Hektik der Metropolen — finden, was sie vom Stadtleben erwarten. Die Lage zwischen dem schönen, grünen Niederrhein im Norden, und Düsseldorf im Süden sollten nicht unerwähnt bleiben.