1. Krefeld

Kinofilm in Echtzeit

Kinofilm in Echtzeit

Das Krefelder Stadttheater setzt ein Stück in Szene, das als Kinofilm für Gesprächsstoff sorgte.

Aufsehen erregte 2003 der Experimentalfilm „Dogville“ des dänischen Star-Regisseurs Lars von Trier. Der Filmkünstler ließ amerikanische Stars auftreten, versetzte sie in das Flair der 30er Jahre während der großen Depression in den USA, verzichtete aber auf Kulissen. Die Häuser und Straßen wurden durch Kreidestriche markiert, den Drehort bildete eine leere Fabrikhalle.

„Wir wollen den Film nicht rekonstruieren“, versichert Krefelds Schauspieldirektor Matthias Gehrt. Aber Maß nehmen an von Triers merkwürdiger Ästhetik schon. „Die Bühne ist eine Schräge“, erklärt denn auch Bühnenbildnerin Gabriele Trinczek, „auf der alle Akteure gleichzeitig zu sehen sind.“ Ein Erzähler sorgt für Durchblick beim Publikum. Aber während das Licht die gerade wichtige Szene einfängt, spielen alle anderen Schauspieler ihre Rollen vor den Augen der Zuschauer weiter durch. „Dies ermöglicht verschiedene Blickwinkel,“ erläutert Trinczek. Zudem eröffnen die Einblicke eine „hyperrealistische“ Szenerie, wie Regisseur Gehrt verrät. „Das bedeutet einen großen Reiz für die Zuschauer“, lockt Gehrt, „man kann gar nicht alles auf einmal sehen.“

Mehr noch dürfte die Moral von der Geschicht´ zu Diskussionen anregen. Gehrt: „Es ist eine Reise ins Dunkel des Menschen“. Die Fähigkeit zum Bösen, die in jedem steckt, ist das eigentliche Thema des Stücks: Die von Gangstern verfolgte Flüchtige Grace kommt in das verschlafene Dorf Dogville und wird zunächst freundlich aufgenommen. Sie leistet der Dorfgemeinschaft, die sehr abgeschieden lebt, auch gute Dienste, um ihren Aufenthalt zu rechtfertigen. Doch als die Polizei nach Grace sucht, dreht sich auf einmal der Wind. Es kommt zur Katastrophe.

Ein Stück mit vielen Rollen. Die bekannten Namen des Krefelder Schauspielensembles stehen auf der Bühne. Die Hauptrollen spielen Nele Jung als Grace und Jonathan Hutter (bekannt durch „Romeo“). Den Part des Erzählers übernimmt Generalintendant Michael Grosse.

Premiere ist an diesem Freitag, 27. März, um 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen: 1., 10., 17. und 28. April; 2., 6. und 17. Mai.

Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151/ 805-125.

(StadtSpiegel)