1. Krefeld

Gellep: Römische Fanartikel

Gellep: Römische Fanartikel

Die Sonderausstellung „Alea iacta est – Glück und Spiel in der Antike“ im Archäologischen Museum Linn zeigt erstaunliche Funde aus Gellep. Einige römische Krefelder waren schon 2100 Jahre vor Schumi und Vettel fanatische Rennsport-Fans.

Zur Zeit der Römer begeisterten Gladiatorenspiele und Wagenrennen die Massen. Wie heute verkauften schon damals die Rennställe Fanartikel. Einen solchen können Besucher der aktuellen Ausstellung im Archäologischen Museum in Linn besichtigen: einen Zirkusbecher aus der Mitte des ersten Jahrhunderts. Auf dem Gefäß ist eine Quadriga, ein Viergespann mit Fahrer, in drei Szenen mit Start, Rennen und Ziel abgebildet. Am oberen Rand stehen in griechischer Sprache Namen von seinerzeit populären Wagenlenkern. „Es gibt nicht viele so gut erhaltene Zirkusbecher. Das ist eine Seltenheit“, erklärt Museumsleiter Dr. Christoph Reichmann. Das leicht grünliche Gefäß wurde 1987/88 bei Ausgrabungen südlich des Gelleper Kastells in der Taberna-Küche, der Gaststätte am alten Bad entdeckt. Die römischen Gaststätten waren Orte der Unterhaltung, des Spielens und „leichter Mädchen“, so war es auch in Gelduba.

Eine in Spanien ausgehobene Reitereinheit mit 500 Mann unter dem Befehl des Präfekt Pompeius Faventinus begann gleich zu Beginn ihrer Stationierung in den frühen 70er-Jahren nach Christus in Gelduba mit dem Bau eines Kastellbades. Es fiel zwar nicht sehr groß aus, dafür wurde es mit einigem Komfort ausgestattet: Einige Räume wie der Lauraum und das Warmbad besaßen eine Fußbodenheizung, es gab Glasfenster, Wandmalereien und verschiedene Wannenbäder. Dieses sogenannte „ältere Bad„ befand sich direkt außerhalb an der Befestigung am Südtor des Kastells. „Dabei handelt es sich um den ältesten Steinbau in Gellep und

somit in Krefeld“, berichtet Reichmann. Die in unmittelbarer Nähe gebaute Taberna wurde jedoch noch aus Holz errichtet. „Dass eine Kneipe mit dem Bad verbunden war, ist sehr selten“, so der Museumsleiter. Das Fachwerkgebäude verfügte über zwei Gasträume, eine Latrine, eine Küche und ein Hinterzimmer. In der Taberna trafen sich die Römer zu einfachen Speisen und billigem Wein. Man vergnügte sich dort bei Spiel, Klatsch und Tratsch. Im flackernden Schein der Öllampen saßen sie dann an ihren Tischen, aßen und spielten Brett- oder Würfelspiele. Das „Mühlespielfeld“ ritzten die Gäste auf die Tischplatten oder alte Ziegelsteine. Beim Spielen verließen sich einige Römer jedoch nicht immer auf die Götter, gezinkte Würfel sollten dem eigenen Glück nachhelfen: kleine Gewichte, zum Beispiel, ließen bei einer speziellen Wurftechnik stets die hohen Punktezahlen erscheinen. Um dieses zu vermeiden, nutzen die Spieler einen Würfelturm, wie er auch in der Ausstellung gezeigt wird.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)