1. Krefeld

Am Anfang stand bunte Vielfalt

Am Anfang stand bunte Vielfalt

Einen Schatz der Stadtgeschichte hat der Verein „Kunst und Krefeld“ jetzt gehoben: die Erinnerung an eine legendäre Gruppe des Jahres 1945.

„Es war ein Wahnsinnskraftakt“, stöhnt Georg Opdenberg. Zusammen mit Betina Hahn hat der Ausstellungsmacher rund 80 Bilder und Skulpturen von Krefelder Künstlern zusammengetragen, die sich im Schicksalsjahr 1945 zu einer lokalen Gruppe zusammengeschlossen hatten. Lange hat die „Künstlergruppe 1945 Krefeld“ nicht existiert. „Im Jahre 1955 hat sie zum letzten Mal geschlossen im Kaiser-Wilhelm-Museum ausgestellt“, erzählt Opdenberg ihre Geschichte. Danach löste sich die Gruppe nach und nach auf.

Umso wertvoller ist der Blick aus heutiger Perspektive auf ihr Gesamtwerk.

Zunächst fällt auf, dass die Gemälde und Zeichnungen stilistisch sehr unterschiedlich sind. Die Gruppenbildung hatte nicht bedeutet, dass sich die Künstler einer gemeinsamen Richtung verschrieben hätten. Auch kann von einem Neustart in der Kunst nach den Verheerungen des Krieges keine Rede sein.

Im Gegenteil: die einzelnen Maler und Bildhauer setzten offenbar ihre jeweiligen Ausdrucksformen unbeirrt fort. In der Ausstellung hängen somit expressionistisch anmutende Werke neben abstrakten Farbenspielen und gegenständlichen Landschaftsidyllen.

„Die Künstler haben sich gegenseitig unterstützt“, lenkt Betina Hahn den Blick auf die ganz praktischen Folgen der Gruppenbildung. Ausstellungsmöglichkeiten, Materialbeschaffung oder auch Aufträge ließen sich leichter generieren, wenn man über ein Netzwerk von Kontakten verfügte.

Was letztlich zur Auflösung der Krefelder Gruppe führte, lässt sich heute nicht mehr genau erkunden. Wahrscheinlich ist aber das Hinzutreten junger Künstler, die einer neuen Generation angehörten. „Das wirkte wie ein Spaltpilz“, schätzt Georg Opdenberg.

Das Leben der Künstlergruppe in Krefeld hängt eng zusammen mit zwei Ur-Krefelder Einrichtungen: dem Kaiser-Wilhelm-Museum, das als Ausstellungsort diente; und der Werkkunstschule, in der manche Künstler als Lehrer wirkten und die ebenso junge Künstler in die Seidenstadt zog.

So wirkte die Künstlergruppe 1945 durchaus als Kristallisationspunkt der Krefelder Kunstszene. Mit legendärer Nachwirkung: „Auch in der heutigen Kunstszene ist die Gruppe 1945 im Gedächtnis,“ merkt Christoph Tölke an, Vorständler des Vereins „Kunst und Krefeld,“ der die Ausstellung ausrichtet.

(City Anzeigenblatt Krefeld II)